Lasst uns froh und munter sein…

Lasst uns froh und munter sein…

Die Fahrt von Oudtshoorn an den Indischen Ozean nach Wilderness gestaltet sich als reizvoll: Zuerst geht es an vielen Straußenfarmen vorbei Richtung der Outeniqua-Berge. Dort gibt es jede Menge Hopfengärten – was für ein überraschender und fast schon heimatlicher Anblick!

Hopfengärten in Afrika – Heimatgefühle kommen auf

Auf dem Outeniqua-Pass eröffnet sich der Ausblick auf die große Stadt George und dahinter der Indische Ozean. Das kleine Örtchen Wilderness schmiegt sich an die Mündung des Flusses Touw, dessen Wasser durch Tannin-Einlagerungen im Erdreich braun wie Bier, aber gleichzeitig klar ist.

Wir haben schon von Deutschland aus auf einem Campground gebucht, der sich dann als alles herausstellt, nur nicht als Campground. Dieser gehört zu einer Backpackers-Unterkunft mit jeden Mengen ultra-coolen Leuten in bunten Flattergewändern, Dreadlocks und viel Hippie-Gehabe. In der Bar stinkt es wie in einem Hühnerstall, und das Mobiliar ist kurz davor, davonzulaufen. Wir schauen uns die Sanitäranlagen an, und als ich zu Vido meine: „Na ja, die Duschen gehen“, sagt er: „Ja, weil sie festzementiert sind, sonst würden die vom Schimmel weggetragen werden…“. Der Platz, auf dem wir campen sollen, ist einfach nur ein Flecken staubigen Fluss-Sandes, kein Schatten, keine sonstigen Annehmlichkeiten, wie sie in Südafrika überall gang und gäbe sind (Grill, Wasserhahn etc.), und dazu kommen noch hunderte extrem angriffslustiger Moskitos. Alleine in der Zeit, in der wir in der Rezeption stehen, stechen schon ungefähr ein Dutzend der Viecher zu. Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt angelangt.

Dazu geht es Vido schlecht, sein Ischias-Nerv hat sich entzündet, und er will sich nur hinlegen in der Hoffnung, dass die Schmerzen dann nachlassen. In der Zwischenzeit stapft Heike los, etwa zwei Kilometer weiter gibt es einen Campingplatz der südafrikanischen Nationalparkverwaltung. Die ganze Anlage ist schön, gepflegt, direkt am Fluss gelegen, trotzdem Moskito-frei und unglaublich weitläufig. An der Rezeption sitzt eine nette Dame, der ich unser Dilemma erkläre, und sie meint, ich soll mir ein paar Plätze anschauen, da wäre schon noch was frei. Also wird der ganze Campingplatz abgelaufen, und ich finde im Nordteil ein wirklich schönes Plätzchen. Wieder zurück zur Rezeption in den Südteil, den Platz buchen. Ja, aber wir müssen uns sofort mit dem Auto draufstellen, denn wenn jemand anderes kommt, der den Platz haben will, dann bekommt der ihn. Gut, irgendwie schaffen wir das, also bitte einmal den Platz bis zum zweiten Januar. Die Dame bekommt große Augen. Nein, bis zum zweiten Januar geht das auf keinen Fall, in drei Tagen ist der Nordteil komplett ausgebucht, und bis dahin können wir bleiben, und danach müssen wir in den Südteil umziehen, wo es immer noch genügend Platz hat, kein Problem.

Also schnell zurück zu Vido (das Fitness-Programm für den Tag ist damit absolviert, ungefähr acht Kilometer in Flip-Flops…), und ab geht es auf den schönen Campingplatz. Vido ist begeistert, nur sein Ischias wird nicht besser. Am nächsten Tag wird das Wetter auch noch schlechter, es nieselt laufend und ist empfindlich kühl, schnell wird alles klamm, auch im Auto. Als wir der Dame in der Rezeption einen Besuch abstatten, um im Südteil für die weiteren Tage die Buchung fertigzumachen, sagt die glatt: „Sorry, aber es ist alles ausgebucht.“ Heike diskutiert mit ihr und erinnert sie daran, dass sie gesagt hat, das wäre alles kein Problem und sie kümmert sich darum. Die Antwort: „Ja, aber das war gestern.“

Nun haben wir ein Problem. Auf dem Platz können wir nicht bleiben, und da in Südafrika Sommerferien sind, ist rundherum alles ausgebucht. Wild Campen ist gerade hier in diesem Gebiet keine Option, zum einen ist es verboten, zum anderen gibt es auch nichts, wo man sich hinstellen könnte, und zudem ist es gefährlich. Was sollen wir machen? Wir rufen auf dem Campingplatz in Oudtshoorn an, wo wir schon sechs schöne Tage verbracht haben. Der Chef ist selbst am Telefon und erkennt Heike sofort an der Stimme. Nachdem er unser Problem verstanden hat, sagt er: „Kommt zurück zu mir, wir sind zwar auch ausgebucht, aber wir finden eine Lösung!“

Also packen wir tags darauf unsere Sachen und fahren die 120 Kilometer zurück nach Oudtshoorn zum Oppi-Dam und werden dort empfangen wie alte Freunde. Der Platz direkt am Damm, der anderen Gästen nicht komfortabel genug ist, wird wieder unser Zuhause.

Der fleißige Webervogel baut direkt vor uns sein hübsches Nest

Das Wetter ist besser, vor allem trockener, und der Ausblick auf „unseren“ Damm, an dem wir ganz alleine stehen, ist einfach herrlich. Hier kann sich Vido auch deutlich besser entspannen und erholen.

Und wir haben Glück und können am 30. Dezember auf einen luxuriöseren Platz umziehen, zwar nicht mehr mit dem schönen Ausblick auf den Damm, aber dort können wir ja jederzeit hinmarschieren.

Für die letzten drei Tage sind wir innerhalb vom Oppi-Dam nochmal umgezogen und haben jetzt vollen Luxus

Bis zum zweiten Januar bleiben wir hier, und danach geht es zum Addo Elephant Park. Wilderness und die schöne Gartenroute am Indischen Ozean bereisen wir vielleicht nach Addo nochmal, dann müssen auch die meisten Südafrikaner wieder arbeiten und die Zeit der ausgebuchten Campingplätze ist vorbei.

Und dann geht die Reise endlich richtig los, wir können uns treiben lassen und müssen auch nichts mehr Rücksicht nehmen! Juhuu!!

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