Die Wohnkabine

Die Ladefläche und Traglast eines Pickup-Fahrzeuges ist begrenzt, und dementsprechend ist ordentlich Hirnschmalz notwendig, wenn es um die Auswahl einer Wohnkabine geht. Wir haben uns so ziemlich alles angeschaut, was es auf dem Markt gibt.

Ursprünglich hatten wir den Toyota Hilux zusammen mit einer Aluminium-Kabine im Stil einer Excab gekauft. Diese Kabine war von einer Werkstatt bei Fulda gebaut worden, und zuerst waren wir angetan. Nach einer dreiwöchigen Reise durch Tunesien wollen wir das Ding nur noch loswerden…

  • Die Kabine war nicht dicht, wir hatten bei Regen fließend Wasser im Bett. Ursache waren verbohrte Löcher im Scharnier zum Aufstellen des Dachs. Trotz vieler Versuche, an diese Löcher heranzukommen und sie abzudichten, kam weiterhin Wasser in die Kabine. Zwischenlösung des Problems war eine Haube aus LKW-Plane, die über das Dach gezogen wurde, dadurch hatten wir halt noch mehr Gefummel…
  • Der Stauraum in der Kabine bestand aus großen Plastikboxen, die in einer Art Regal mit Gurten gesichert waren. Also Gurt auffummeln, Box raus, in der kleinen Kabine aufmachen, feststellen, dass das Gesuchte dort nicht drin ist, Box zurück, Gurt zufummeln, nächsten Gurt auffummeln… Das nervt auf die Dauer, und wir wollten normale Staufächer.
  • Die Alu-Platte für das Dach war in der Stärke etwas überdimensioniert, somit war das Dach unglaublich schwer. Zusammen mit schlecht dimensionierten Gasdruckdämpfern bekam Vido mit Anstrengung das Dach auf und zu, Heike hatte keine Chance. Getreu dem Motto: „Jeder muss das komplette Fahrzeug im Notfall alleine bedienen und fahren können“ war das ein unakzeptabler Zustand.
  • In Tunesien bekamen wir nachts Besuch von einem Sandsturm. Das Dach musste geschlossen werden, da sonst die Stoffplane im Handumdrehen weggefräst worden wäre. In der geschlossenen Kabine ist zu wenig Platz, um sich darin aufhalten zu können, also haben wir die Nacht im Fahrer- und Beifahrersitz verbracht – in aufrechter Position, da sich hinter den Sitzen die Proviantboxen und der Kühlschrank befinden. Diese Erfahrung war interessant, aber das wollten wir nicht nochmal wiederholen.
  • Kurzum: es musste eine neue Kabine her!

Das Fernweh-Mobil

Es gibt viele Kabinen auf dem Markt. Ein Premium-Hersteller hat seine Fabrikation nicht weit von uns entfernt in Oberpframmern und wollte uns erklären, dass seine Pickup-Kabine – zugegebenermaßen die wohnlichste und super ausgestattet – offroad-tauglich ist. Da gibt es deutliche Unterschiede zwischen offroad und offroad, eine Schotterpiste unterscheidet sich erheblich von ausgefahrenen Trockenflußbetten oder reiner Dünenfahrt. Das oberste Gebot für das richtige Gelände: Keine Kopflast, großer Böschungswinkel. Das Verkaufsgespräch war mehr als spannend, und je länger wir geredet haben, umso teurer wurde die Kabine. Für alles, was wir nicht haben wollten, sollte Aufpreis gezahlt werden, zum Beispiel wollten wir keine Dusche – 700 Euro Aufpreis. Kein Abwassertank (der ist nämlich genau im Böschungswinkel) – 2.500 Euro Aufpreis… und so weiter. Darum wurde es keine Kabine aus Oberpframmern 😉

Also haben wir uns weiter umgeschaut im Dschungel der Wohn-, Absetz-, Alu-, Holz- und GFK-Kabinen. Jedem, der plant, ein Schneckenhäuschen für seinen Pickup zu kaufen, können wir nur wärmstens die Messe Abenteuer Allrad in Bad Kissingen ans Herz legen. Und wer dort hinfährt, tut gut daran, nicht nur das Messegelände zu besuchen, sondern auch die Camp Area, denn dort findet man ALLES, was der Offroad-Markt hergibt, und in netten Gesprächen mit den Campern erfährt man auch schnell die Vor- und Nachteile der verschiedenen Modelle. Wobei ehrlich gesagt werden muss: Es gibt nie DIE eine Wahrheit, und jedes Fahrzeug und jede Kabine ist ein Kompromiss. Jeder muss für sich selbst herausfinden, mit was er letztlich am glücklichsten werden kann. Dabei spielt es eine große Rolle, in welche Länder man reisen möchte, ob es dort eher warm oder eher kühl ist, ob man eine Dusche an Bord haben möchte (ganz ehrlich: in diesen kleinen Kabinen sind die Duschen so gebaut, dass noch nichtmal Heike nass wird, ist zwar ein nettes Verkaufsargument, wird aber seltenst bis nie genutzt und nimmt nur wertvollen Stauraum weg), ob der Stauraum lieber aus Plastikboxen oder aus richtigen Staufächern bestehen soll, wie hoch das veranschlagte Budget ist und und und…

In Bad Kissingen sind wir dann auch auf Benno Cramer und sein Fernweh-Mobil gestoßen. Und je mehr wir uns mit der Kabine beschäftigt haben, umso besser hat sie uns gefallen. So klein sie von außen aussieht – innen ist sie ein echtes Raumwunder! Die Gründe, warum wir uns für das Fernweh-Mobil entschieden haben, sind vielfältig:

  • Die Kabine ist aus GFK, damit relativ leicht und hat keinerlei Kopflast. Es gibt ja genügend Offroader, die ein geiles Fahrzeug haben und sich dann die ganzen guten Fahreigenschaften damit kaputt machen, indem sie alles mögliche aufs Dach packen.
  • GFK verzeiht viel mehr als Alu. Wenn man mal wo anfährt, ist Alu gleich verbogen, bei GFK gibt es nur einen kleinen Abplatzer, der wieder verspachtelt werden kann.
  • Sie ist innen saugemütlich, und man kann auch bei geschlossenem Dach darin wunderbar sitzen und schlafen! Der Aspekt der Gemütlichkeit ist spätestens dann wichtig, wenn es mal zwei, drei Tage regnet – im Fernweh-Mobil kann man nicht nur im Bett gemütlich rumlümmeln.
  • Stauraum ohne Ende mit schönen Fächern, somit gehen einem auch keine Plastikboxen im Weg um, wenn man was sucht.
  • Das Dach lässt sich so leicht öffnen und schließen, dass auch frau kein Problem hat, die Kiste innerhalb kürzester Zeit reisefertig zu bekommen.
  • Die Kabine läuft als „Ladung“, somit hat der Tüv (ausser der Gasprüfung) hier nichts zu bemängeln – wobei er wahrscheinlich eh nichts zu bemängeln hätte 🙂
  • Der Preis war im Vergleich zu anderen Kabinen unschlagbar, und dafür gibt es wirklich solide und gute Qualität, für Benno ist jedes Fernweh-Mobil, das seine Werkstatt verlässt, immer noch so was wie ein eigenes Baby – entsprechend gut gefertigt sind die Kabinen.

Mittlerweile waren wir mit Sack und Pack in einem schönen Urlaub in Griechenland – mit mehreren Offroad-Einsätzen – und bei einem mehrtägigen Offroad-Training: Es ist ja nicht schlecht zu wissen, was die Kiste kann und wie man/frau aus blöden Situationen wieder rauskommt. Und wir haben gelernt: Auch mit Aufbau kann unser Fahrzeug deutlich mehr, als wir uns jemals trauen würden!

Wie wandlungsfähig das Fernweh-Mobil ist, verdeutlichen die Bilder: