Sand und Meer, Flüsse und Abenteuer

Sand und Meer, Flüsse und Abenteuer

Zurück in Windhoek treffen wir uns mit weiteren Gleichgesinnten zu einer echten Abenteuerreise.

Zuerst werden alle Autos mit Funkgeräten ausgestattet und am 22. Dezember geht es los über kleine Schotterstraßen durch das Khomas-Hochland bis zur White Lady Lodge am Brandberg.

Durchs Khomas-Hochland wirbeln wir ganz schön viel Staub auf
Ein Wüsten-Chamäleon sitzt am Straßenrand und beobachtet die Fahrzeuge ganz genau
Gleich nach der White Lady Lodge am Brandberg geht es in das erste trockene Flußbett – ganz schön eng!
Im oberflächlich trockenen Flußbett des Uis Rivers

Von dort aus fahren wir weiter an die Skelettküste am Atlantik in ein Gebiet, das nur mit Tourguide befahren werden darf.

An der Skelett-Küste liegen unendlich viele Schiffswracks
Das ist der Rest eines Ventura-Bombers, der beim Versuch, Schiffsbrüchige zu retten, erst selbst im Sand steckenblieb. Als er wieder flugtauglich war, setzte ein Triebwerk aus und er stürzte ab.
Den Krabben an der Skelett-Küste kann man stundenlang zuschauen

Ein kurzer Abstecher ins Inland führt zu einer ehemaligen Achat-Mine, mitten in der Wüste stehen Iglu-ähnliche Bauten, in denen seinerzeit die Arbeiter gewohnt haben.

In den Achat-Bergen. Die Arbeiter wohnten in diesen Iglu-ähnlichen Behausungen und bauten Achat ab.
An der Achat-Mine liegen tonnenweise wunderschöne Achate herum
Unterwegs finden wir noch mehr Achate
Mitten in der Wüste finden wir ein Gehörn von einer Oryx-Antilope – mit denen möchte man sich nicht anlegen.

Ziemlich bald endet die Salzpiste, und durch Tiefsand geht die Reise in die Namibwüste. Nahe der angolanischen Grenze wurde dort ein festes Camp inmitten von Dünen aufgebaut, ziemlich surreal! Die Wanderdünen, in denen wir Weihnachten verbringen, marschieren so schnell, dass das Camp wieder umziehen muss, sonst würde es von den Sandmassen innerhalb des nächsten halben Jahres überrollt.

Das letzte mal für Tage so etwas wie Zivilisation – ein fest installiertes Camp inmitten von Wanderdünen
Die Zufahrt zum Camp in den Dünen – nach wenigen Tagen ist keine Spur von Fahrzeugen mehr zu sehen

Mit in der Truppe sind zwei schwer behinderte Südafrikaner, beide jedoch in ihrem Land sehr bekannt: Mathys ist Sänger und querschnittsgelämt, Theunis war Schauspieler und ist Fernsehproduzent, er hat nach einem schweren Unfall nur noch einen Arm und nur ein funktionierendes Bein. Wie die beiden die Fahrt und das Leben in den Dünen meistern, ist absolut bewundernswert!

Die ersten Übungen im Sand werden absolviert: Wie kommt man am besten die flache Seite einer Düne hinauf, und das Wichtigste: Wie kommt man an der steilen Seite wohlbehalten mit dem Auto wieder herunter? Immerhin haben manche Dünen bis zu 45 Grad Neigung, da ist die richtige Technik essentiell.

Der richtige Reifendruck ist das A und O bei Fahrten in den Dünen. Unsere Reifen hatten 0,6 Bar und sahen ziemlich platt aus.
So geht das mit dem Dünen-Abwärts-Fahren: Untersetzung, niedrigster Gang, das Auto vorsichtig über die Düne kippen lassen und dann bloß nicht stark bremsen!

Am Nachmittag geht es dann an die Mündung des Grenzflusses zwischen Namibia und Angola, den Kunene. Einige aus der Gruppe angeln in der Brandung und ziehen einen nach dem anderen Fisch heraus, zum Teil mehr als einen halben Meter groß! An Ort und Stelle werden die Fische gesäubert, und ein frecher Schakal und zahlreiche Möven freut sich über die Abfälle.

Am Kunenemund an der angolanischen Grenze zusammen mit den Technik-Jungs Eslon (links) und Johan (rechts)
Dieser Schakal hatte heute Glück: Es gab pfundweise Fischabfälle, zum Dank hat er die Autos markiert
Die Fahrzeuge der Tour am Kunene

Heute ist der 25. Dezember, das Weihnachtsfest für die Südafrikaner. Dementsprechend wird am Abend groß aufgekocht, und es gibt jede Menge frischesten Fisch, Lamm- und Rinderbraten. Mathys gibt ein kleines Konzert für die uns Tourmitglieder. Weihnachtslieder und Lieder von Leonard Cohen und Neil Diamond werden zum Besten gegeben.

Am nächsten Tag geht es dann los: 56 Kilometer reine Wüste liegen vor uns, immer mehr oder weniger parallel zum Kunene. Und natürlich bleiben die Autos reihenweise stecken, allen voran unser Tourguide, der für die nachfolgenden Fahrzeuge den richtigen Weg durch die Dünen finden und gleichzeitig eine Spur machen muss.

Die unendliche Weite der Namib-Wüste – da müssen wir durch!
Warten auf einer der zahllosen Dünen, bis wieder mal ein Auto aus dem Sand befreit wurde, die Toyota Fortuner werden in afrikaans „Plattkarre“ genannt.
Die nachfolgenden Autos dürfen erst eine Düne herunter rutschen, wenn das vorausfahrende Fahrzeug per Funk sein o.k. dazu gegeben hat

Am ersten Tag kommen wir auf die unglaubliche Durchschnittsgeschwindigkeit von 1,6 Kilometer pro Stunde. Irgendwo in der Wüste wird nach 14 Stunden hinterm Steuer das Nachtlager aufgeschlagen. Der nächste Tag wird nicht besser: zwar bleibt der Guide seltener stecken, dafür gibt es einen Unfall mit einem der Begleitfahrzeuge, das für das leibliche Wohl der Tourteilnehmer verantwortlich ist. Die Fahrerin hat übersehen, dass eine Düne bei der Abwärtsfahrt noch nicht zu Ende war, sondern eine zweite Stufe hatte. Mit Vollgas saust das Auto über den Absatz und landet mit der Nase unsanft im Sand. Der Dachgepäckträger wird abgerissen und fliegt über die Motorhaube, die Frontschürze wird durch den Aufprall nach oben gedrückt, insgesamt sieht das Auto nicht sehr gut aus. Aber – nach zwei Stunden harter Plackerei ist der Toyota Hilux soweit wiederhergestellt, dass die Tour weitergehen kann.

Gegen vier Uhr nachmittags haben endlich alle geschafft, aus der Wüste herauszukommen. Es gibt eine kurze Pause mit ein paar Snacks, die Reifen werden wieder auf Normaldruck aufgepumpt und dann geht es auf fürchterlich schlechten Schotterpisten durch grandiose Landschaften weiter.

Nach der reinen Sandwüste gibt es spektakuläre Landschaften zu sehen.

Die Sonne geht unter und wir denken, bald ist Schluss für heute, doch weit gefehlt! Mitten in der Nacht scheucht uns der Tourguide noch einen haaresträubenden Pass hinauf und hinunter, die Spur ist extrem schmal, der Untergrund besteht aus zum Teil sehr scharfen Steinen, vollste Konzentration ist gefordert, und wir sitzen alle bereits seit acht Uhr morgens in den Fahrzeugen. Um halb zwölf nachts kommen wir endlich am Zielort an, einem aufgelassenen Marmorsteinbruch, und nachdem sich jeder schnell ein Plätzchen gesucht hat, werden noch die Zelte, Dachzelte und sonstige Schlafgelegenheiten aufgebaut und todmüde fallen alle ins Bett. Dafür verläuft der nächste Tag ungeplant entspannt: Zwei der Fahrzeuge, die mit Benzin fahren, haben keinen Sprit mehr. Der Tourguide fährt um fünf Uhr morgens los, um Sprit aufzutreiben, und die nächste Tankmöglichkeit ist fünf Fahrstunden entfernt – einfach. So haben wir Zeit, Wäsche zu waschen, den Marmorsteinbruch zu erkunden und den Pass bei Tageslicht nochmal hin- und zurückzufahren, im Sonnenschein sieht er noch spektakulärer und gefährlicher aus als in der Nacht.

Die Qualität des Marmors war nicht gut genug, darum wurde der Bruch stillgelegt. Allerdings wäre es so oder so ein heikles Unterfangen gewesen, den Marmor von hier abzutransportieren, es gibt nur Schotterpisten der übelsten Art.
Der Pass zum Marmor-Steinbruch hatte es in sich – extrem schmal, scharfkantige Steine, und den sind wir mitten in der Nacht gefahren!
Der Jouberts Pass ist schon tagsüber ganz ordentlich grimmig, und wir waren dort im Stockfinstern unterwegs!
Im nord-westlichen Teil des Landes, dem Kaokoveld, gibt es als Orientierungshilfen Tonnen – sonst nichts, keine Wegweiser, manchmal nichtmal vernünftig erkennbare Spuren. An der roten Tonne haben wir uns verewigt.
Die grüne Tonne dient auch der Orientierung
Ein Künstler hat überall im Kaokoveld Steinmänner verteilt. Der hier wartet auf seine Freunde.

Am nächsten Tag geht die Fahrt weiter durch trockene und zum Teil auf wasserführende Flußbetten. Der Flußsand ist extrem weich, und natürlich bleiben wieder Fahrzeuge stecken. Dafür sehen wir die seltenen Wüstenelefanten, jede Menge Giraffen und viele andere Tiere und Vögel.

Vor Millionen Jahren floß der Hoarusib mit mächtigen Wassermassen. Dadurch wurde Lehm angelagert, der durch die Erosion aussieht, als hätte jemand dort Burgen gebaut.
Die Wüstenelefanten sind neugierig und beschnuppern sogar das eine oder andere Fahrzeug
Obwohl sie hier nicht allzu oft Fahrzeuge zu sehen bekommen, sind die Wüstenelefanten ziemlich entspannt.

Durch weitere trockene Flußbetten erreichen wir am 30. Dezember wieder die „Zivilisation“ mit einer Tankstelle, die für 11 fast leere Fahrzeuge nur noch 1000 Liter Diesel im Tank hat. Leider gibt es Egoisten in der Gruppe, die Ihre Fahrzeuge komplett mit 100 Litern und mehr auffüllen, und so geht das letzte Auto leer aus. Die Stimmung fällt kurzfristig auf den Gefrierpunkt. Doch auch diese Situation wird gelöst. Der letzte Teil der Tour führt durch die „kleine Serengeti“ über endlos weite Savannenlandschaft, bis wir am 31. Dezember die Kaoko Bush Lodge erreichen. Ein sehr gutes Abendessen erwartet uns, und  Mathys gibt ein weiteres, schönes Konzert für die Truppe. Die meisten – auch wir – sind jedoch so geschafft, dass wir um halb elf bereits ins Bett gehen und den Jahreswechsel verschlafen.

Der Abschied am nächsten Morgen fällt schwer: In den 10 Tagen sind viele von uns zu einer eingeschworenen Truppe zusammengewachsen.

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